INKA-Streifzug: Flüsterasphalt in Neu-Rieberg

Stadtleben // Artikel vom 01.05.2023

Als im Hochsommer ’22 sogar die Straßenbahnbegrünung aussah wie eine Serengeti-Savanne vor der Regenzeit, informierten uns aufmerksame RüppürrerInnen, dass in einer frisch renovierten Nebenstraße Wasser aus den Baumscheiben der recht großen und zugleich frisch gesetzten Bäume fließt.

Etwa eine außer Kontrolle geratene Baumbewässerungsanlage oder doch ein Wasserrohrbruch? Überschwemmung im trockensten Sommer seit Menschengedenken – komisch. Ein kurzer Abschnitt hinter dem Diakonissenkrankenhaus wurde mit Flüsterasphalt versehen und die Parkbuchten offenbar handpoliert. Rundherum: die üblichen Teerflickenteppiche und Löcher. In diesem Straßenzug, für dessen Sanierung sich keinerlei sonstiger Sinn ergibt, befindet sich das Privathaus von Dr. M.

Unsere INKA-Eingreiftruppe um die französische Redaktionsschnüfflerin Puce war vor Ort und fragte sich: Wie kann es sein – wenn überall in der Stadt die Bäume eingehen, weil man weder Geld noch Personal zum Gießen hat –, dass von all den Karlsruher Horrorpisten, deren Belag sich gen Himmel wölbt, ausgerechnet ein Teil einer Rüppurrer Nebenstraße renoviert wird? Lebt hier der Großherzog? Wie nennt man dieses Vorgehen des OB juristisch eigentlich? Die Ämter sollten umgehend die Kosten für den neuen Straßenzug offenlegen.

Der OB, der den städtischen Haushalt trotz Rekordgewerbesteuereinnahmen so gegen die Wand gefahren hat, dass er unter Aufsicht des Regierungspräsidiums steht, muss für die Kosten geradestehen. Oder wurde die einstige badische Residenzstadt schon feudalistisch reorganisiert? Aus dem Verhalten des OB spricht eine offenbar tiefe Verachtung gegenüber der Karlsruher Stadtgesellschaft. Alles, was diese an „Freiwilligen Leistungen“ in langen Jahren erkämpft hat, steht auf dem Prüfstand. Nebenbei geben die brutalen Einsparziele des Haushalts dem OB, dem Verursacher der Notlage, nahezu diktatorische Vollmachten. -rw

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