Abriss der Karl-Apotheke? Bebauung des Stephanplatzes?
Stadtleben // Artikel vom 04.12.2013
Im Städte-Ranking von Deka-Bank/Immobilienmanager von Anfang Dezember 2013 hat sich Karlsruhe hinter München, Frankfurt und Mainz auf Platz vier geschoben.
Die Stadt hat das gute Abschneiden ihrer Vielseitigkeit zu verdanken, sie rangiert in allen untersuchten Bereichen wie Wohlstand, Arbeitsmarkt, Lebensqualität, Erreichbarkeit, wirtschaftliche Stabilität, Demografie und Bildung weit vorne. Neben Konversionen und neuen Stadtteilen wie KA-Südost wird natürlich zukünftig in erster Linie der U-Strab-Bau Entwicklungspotenzial bieten – auch durch neu entstehende Premium-Standorte.
Bisher allerdings leiden unter der massiven Bautätigkeit vor allem die hiesigen Gewerbetreibenden und Gewerbesteuerzahler extrem. Während die ganze Stadt aufgerissen ist – und der derzeitige Zustand ist nur der Beginn der Hochphase der Bauzeit – reiben sich die Profiteure des U-Strab-Baus, zumeist große Immobilien- und Versicherungskonzerne, die die meisten Kaiserstraßen-Gebäude besitzen, die Hände. Auch Ikea soll wohl nun nach jahrzehntelangem Kampf einen Bauplatz in Karlsruhe bekommen. Man muss kein „Global Activist“ sein, um die Frage zu stellen: Wird Karlsruhe während der Bauzeit der U-Strab zum Lieblingsspielplatz eines ungezügelten Turbokapitalismus?
Betrachtet man das aktuelle Geschehen rund um die Karl-Apotheke und den Stephanplatz, sind solche Gedanken durchaus legitim. Apotheker Giese bekam zunächst seinen bis 2015 laufenden Vertrag nicht verlängert, dann aber doch – verbunden mit einer faktischen Kündigung auf Ende 2018: BM Obert beantwortete vor einigen Wochen noch die Anfrage eines Stadtrats mit dem Schreiben, nein, der Mietvertrag sei auf 2015 nicht gekündigt, sondern im Gegenteil verlängert worden. Dafür ist die in Karlsruhe für Filetgrundstücke zuständige BM Mergen in ihrer Kündigung auf Ende 2018 extra-deutlich und verweist auf mögliche bauliche Veränderungen und man möge sich doch bitte wegen Mietobjekten an die Wirtschaftsförderung der Stadt wenden.
Denn der Stephanplatz und damit auch die Karl-Apotheke sind in städtischem Besitz. Zeitgleich wurde der gesamte Platz samt Apotheke vermessen und fotografiert und Gerüchte, die Stadt habe mehrere Prozesse gegen den Eigner der PostGalerie verloren, weshalb manche nun nach Ausgleich suchten, machten die Runde. Ein Leserbrief zum Thema der 1928 im Gropius-Bauhausstil erbauten Apotheke, einem der wenigen identitätsstiftenden Gebäude in der Innenstadt, blieb in der hiesigen Monopolpresse wochenlang ungedruckt.
Nach einer INKA-Interviewanfrage an den OB zum Thema trafen sich Dr. Frank Mentrup und Mitarbeiter Ende November mit Apotheker Giese und dessen Mitarbeiterinnen vor Ort: Diese hatten bereits eine Petitions-Unterschriftenliste für den Erhalt des Baus und ihrer über 20 Arbeitsplätze vorbereitet. Der OB räumte ein, dass es konkretes Interesse eines Investors gebe, dem man nachgehen müsse. Es gebe aber darüber hinaus keine Pläne für eine Bebauung des Stephanplatzes, wobei man nicht ausschließe, dass es Optimierungen in puncto gastronomischer Vermarktung geben könne. Er verwies darauf, dass die interne Diskussion erst beginne, die Bürgerschaft miteingebunden werden und gegebenenfalls ein Planungswettbewerb erfolgen müsse und zudem der Gemeinderat das letzte Wort habe.
Die Karl-Apotheke stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, aber ihm sei die Wertigkeit alter Gebäude in einer jungen Stadt bewusst. Abgesehen davon freue er sich generell über Investoreninteresse, sähe dies aber auch gerne auf andere Gebiete wie z.B. die östliche Kaiserstraße ausgedehnt. Er stellte abschließend eine Prüfung der Gesamtsituation bis Ende 2015 in Aussicht. Für die Apotheke, die seit über 70 Jahren von der Familie Giese geleitet wird und einen ausgezeichneten Ruf genießt, eine wegen der langen Planungsphasen einer Apotheke unhaltbare Situation.
Auch Leserbriefe sind willkommen: onlineredaktion@inka-magazin.de. Für eine Petition an den Oberbürgermeister liegen bereits Unterschriftenlisten zum Erhalt der Karl-Apotheke aus. -rw
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