Siegfried Kreiner: 60 Jahre Bühnenleben
Bühne & Klassik // Artikel vom 30.12.2015
Irgendwann im November feierte ein Mann, der wie wenige das Karlsruher Kulturleben geprägt hat, sein 60-jähriges Bühnenjubiläum: Siegfried Kreiner, Gründer des Sandkorn-Theaters.
Wann genau das war, weiß Kreiner auf den Tag ganz genau nicht mehr, es kommt ihm nicht exakt darauf an. Statistik war nie seine Sache, auch wenn er sich jetzt vornehmlich der wirtschaftlichen Seite des Theaters widmet. Sicher ist, am Jubiläumstag war Siegfried Kreiner nicht nur im Theater-Büro anzutreffen, sondern auch auf und vor der Bühne. Denn am Tag X probte er mit dem Ensemble für das neue Weihnachtskabarett, das noch bis 6.1. zu sehen ist. Nur ist Kreiner nicht mehr auf der Bühne zu sehen (Festlichkeiten ausgenommen), sondern wirkt als Regisseur im Hintergrund.
Angefangen hat seine Bühnenkarriere mit dem „Rossdieb zu Fünsing“ und dem „Oberuferer Weihnachtsspiel“ in der Markuskirche, gemeinsam mit dem Gemeinde-Chor; Kreiner war der Joseph. Wer den von Otto Bartning geschaffenen Kirchenraum kennt, weiß: prägende Erlebnisse sind hier kein Wunder. Noch am Helmholtz-Gymnasium erwuchs der Wunsch, Schauspieler zu werden. Nicht von ungefähr: Ein Verwandter war Schauspieler an der „Burg“, verlor jedoch sein Engagement. Als Kreiner sein Berufsziel äußerte, gab es eine klare Absage. Er sollte „etwas Ordentliches“ lernen, so der Herr Papa. Kreiner wurde Lehrer. Aber: Theater pfupfert jeden, der damit angefangen hat. Das ging auch Siegfried Kreiner nicht anders.
Noch 1956 gründete er das Sandkorn-Theater, das damals noch nicht den Namen trug. Der kam erst 1959 und geht zurück auf ein Stück des in den Fünfzigern erfolgreichen Autors Rudolf Otto Wiemer, „Fangt mit dem Sandkorn an“. 1963 (und viele Auftritte später) inszenierte Kreiner das erste (Weihnachts-)Kabarett „Süßer die Kassen nie klingeln“. Wievielen Rollen Siegfried Kreiner Figur und Stimme gegeben hat, steht in den Sternen. Aber es gab einige sehr einschneidende, etwa den Wurst in Peter Weiss’ „Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird“ oder den Vormund in Handkes „Das Mündel will Vormund sein“, eine stumme Rolle, die Kreiner über 500 Mal verkörperte. Unvergessen sind auch seine Karl-Valentin-Interpretationen.
Die „große Liebe“ galt aber immer dem Kabarett; damit harmoniert auch die lange Freundschaft mit Dieter Hildebrandt, der regelmäßig im Sandkorn auftrat. Den letzten „offiziellen“ Auftritt gab Siegfried Kreiner am 6. Januar 2009 im Kabarett „Mit Sack & Pack“. „Es war schön“, resümiert Kreiner, „und wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“. Allerdings: Ein Vollblut-Theatermensch kann nicht aufhören und so ist Kreiner, ganz gelegentlich mal, mit Hildebrandts „Rentner-Rap“ auf der Bühne zu erleben. Als kurzer, aber schöner Höhepunkt eines 60-jährigen Bühnenlebens. -hs
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